Geely aus China setzt auf europäische Marken

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Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Die Zhejiang Geely Holding Group, kurz Geely, macht sich zunehmend in der europäischen Autowelt breit. Nachdem Chinas größter unabhängiger Automobilkonzern bereits stark an Marken wie Mercedes, Volvo, Polestar oder Lotus beteiligt ist, erhöhte Geely nun seinen Anteil am britischen Autobauer Aston Martin auf 17 Prozent.

Geely erhöht seinen Anteil an Aston Martin

Die Zhejiang Geely Holding Group liebt scheinbar Marken aus dem Premium- und Luxussegment. Vor ein paar Tagen ließ Geely verlauten, dass man den eigenen Anteil an Aston Martin Lagonda Global Holdings im Rahmen einer neuen Vereinbarung mit den Briten auf rund 17 Prozent erhöht. Damit wird die Geely Holding zum drittgrößten Anteilseigner des Traditionsherstellers.

Lawrence Stroll, Aufsichtsratsvorsitzender bei Aston Martin: „Die Geely Holding, die erst im vergangenen Jahr Aktionär wurde, sieht ein enormes Potenzial für das langfristige Wachstum und den Erfolg von Aston Martin. Geely ermöglicht uns ein tiefes Verständnis des strategisch wichtigen Wachstumsmarktes China sowie, auf dessen Technologieangebot zuzugreifen. Geely teilt unsere Vision für Aston Martin und möchte ein bedeutenderer Aktionär werden.“

Die Aufstockung des Anteils an Aston Martin ist dabei Teil des strategischen Investitionsportfolios der Geely Holding, das langfristige Beteiligungen an globalen Automobilmarken – betont aus höheren Segmenten – umfasst. Im Rahmen der jüngsten Kapitalerhöhung erhält die Geely Holding damit erstmals auch die Möglichkeit, einen Aktionärsvertreter in das Board of Directors von Aston Martin zu berufen sowie eine zweite Person als Beobachter zu benennen – das bedeutet ein wichtiges Mitspracherecht.

„Die Entscheidung, unsere Beteiligung an Aston Martin zu erhöhen, spiegelt unser Vertrauen in die Wachstumsaussichten des Unternehmens, seine Technologien und sein Managementteam wider“, erläutert Eric Li, Vorsitzender der Geely Holding Gruppe, „seit dem Erwerb unserer Minderheitsbeteiligung im vergangenen September haben wir mit dem Executive Chairman Lawrence Stroll und seinen Kollegen zusammengearbeitet und freuen uns nun darauf, gemeinsam technologische Synergien und neue Wachstumschancen zu erkunden, um dieser ikonischen Automobilmarke zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.“

Strategische Bewegungen und Vision der Geely Holding

Die Geely Holding wurde erst im Jahr 1986 von Eric Li, dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens, in der chinesischen Provinz Zhejiang gegründet. 1997 stieg das Unternehmen zunächst lokal ins Automobilgeschäft ein und steuert den Mehrmarkenkonzern heute von seinem Hauptsitz im chinesischen Hangzhou. Dabei gehören der Geely Holding Marken wie Geely Auto, Lynk & Co, Zeekr, Geometry, Volvo Cars, Polestar, Lotus, London Electric Vehicle Company, Farizon Auto und Cao Cao Mobility komplett; an anderen Herstellern ist man nennenswert beteiligt.

Der größte Geschäftszweig der Geely Holding ist das eigene Autogeschäft. Der seinerzeit weitgehend unbekannte Automobilhersteller Geely sorgte in Europa und Nordamerika erstmals für Aufsehen, als er 2010 den angeschlagenen schwedischen Autohersteller Volvo kaufte. Der gehörte zuvor der mächtigen Ford Motor Company – damals ebenfalls leicht angeschlagen. In den Jahren darauf übernahm Geely unter Firmenlenker Li Shufu schrittweise den britischen Sportwagenhersteller Lotus und überraschte die Verantwortlichen des damaligen Daimler-Konzerns mit einer deutlichen Erhöhung der eigenen Anteile. Offiziell sind es mittlerweile 9,7 Prozent an der Mercedes-Benz AG – inoffiziell gehen Börsenexperten davon aus, dass es bereits sogar mehr ist.

Erst im vergangenen Jahr dann der Einstieg bei Aston Martin und nunmehr in einem zweiten Schritt die deutliche Erhöhung der eigenen Anteile auf 17 Prozent. Gerade den europäischen Markt nimmt Geely zunehmend ins Visier. Dabei soll es mit Volvo, Polestar und Lotus längst nicht getan sein und gerade Zeekr, chinesische Elektromarke mit Hightech-Anspruch, soll auch in der alten Autowelt zum chinesischen Tesla-Zwilling werden.

Geelys Einfluss und Wachstum in der globalen Automobilindustrie

Bei der ehemaligen Daimler-Marke Smart ist Geely längst gleichberechtigter Partner geworden. Mehr als zwei Jahrzehnte kannte man die Marke Smart insbesondere durch die kleinen, pfiffigen Mikrodoppelsitzer, die irgendwie alles anders machten als die restliche Autowelt. Einst von Swatch-Gründer Nicolas Hayek und Johann Thomforde als Mobilitätskonzept für Innenstädte ersonnen, war Smart innovativ, anders und mutig. Doch Geld verdienen ließ sich mit keiner der Smart-Generationen und wirklich anders waren auch nur die verschiedenen Fortwo-Modelle.

Der Forfour, zunächst mit Mitsubishi- und dann mit Renault-Technik, wurden nie echte Smarties. Der jahrzehntelang geplante Smart Forall, ein Crossover mit der charakteristischen Tridion-Sicherheitszelle, wurde nie umgesetzt. Jetzt wird er beim Neustart der Marke Realität – mit Geely-Technik und Design aus Sindelfingen wurde vor kurzem ein solider Elektro-Crossover namens Smart #1 auf den Markt gebracht. Der 4,27 Meter lange #1 ist dabei nur das Erstlingswerk einer ganzen Familie, die natürlich rein elektrisch angetrieben ist. Auf der Auto Shanghai wurde die Coupéversion des Smart #3 vorgestellt.

Im vergangenen Jahr 2022 verkaufte der gesamte Konzern der Geely Holding mehr als 2,3 Millionen Fahrzeuge. Davon entfielen mehr als 615.000 Fahrzeuge auf Volvo Cars und mehr als 1,4 Millionen Einheiten auf die in Hongkong börsennotierte Einheit der Geely Autogroup. Aktuell beschäftigt die Geely Holding weltweit über 120.000 Mitarbeiter.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Mic W:

Ja, man muss jedoch erwähnen, dass der Evolutionsschritt vom Kopieren zum Verbessern bereits stattgefunden hat. Weder die Software noch die Effizienz der deutschen Elektroautos überzeugen. Mit einem Verbrauch von 20-30 kWh auf 100 km bei einer Geschwindigkeit von 120-130 km/h sind sie wirklich nicht „state of the art“, sondern eher unterirdisch. Vom Preis und der Leistung ganz zu schweigen. Die Tatsache, dass der zweite Newton besagt, dass Masse mal Beschleunigung Energie ergibt, bestätigt die Existenz dieser gewichtigen Monster mit über 3 Tonnen und einer Batterie mit über 100 kW, die dann in etwa 3,7 bis 4,x Sekunden auf 100 km/h beschleunigen können. Aber für moralische Mathematiker mit einem CO2-Ausstoß von 0 ist das egal ().

Daniel W.:

Die chinesischen Firmen übernehmen nach und nach die europäischen Firmen, dafür dürfen diese dann in China reichlich Geld ins Land spülen und viele Fabriken bauen.

Diese Fabriken werden dann von chinesischen Firmen mit stattlichem Segen übernommen werden, weil die EU Sanktionen gegen China und deren Firmen verhängt, wenn China Taiwan und andere Länder im Südpazifik überfällt und unter ihre Kontrolle bringt will.

Genauso ist es in Russland gelaufen und China hat sicherlich viel daraus gelernt wie man Geld und Firmen von den europäischen und amerikanischen Firmen quasi auf dem Silbertablett präsentiert bekommt und bei einer günstigen Gelegenheit nur noch zugreifen muss.

Neben den einstigen, ganz großen Firmen der Unterhaltungselektronik, die den Bach runter gingen, werden sich wohl auch die europäischen Autohersteller einreihen und in Zukunft höchstens noch die Logos für ein paar Cent an chinesische Hersteller verkaufen dürfen.

Marc:

Genau das ist richtig. Mit chinesischen Marken wird man keine guten Preise in Europa erzielen können. Daher muss die Strategie sein, die chinesischen Autos zu verkleiden. Das kann man besser und schlechter machen. Es scheint sich aber auszuzahlen, sich mehr mit Europa und mit dem Markenkern der Wirtsfirma auseinanderzusetzen, um das Produkt besser anzupassen.

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