Frequenzsteuerung durch E-Autos im Netz von TenneT

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Iris Martinz
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Die Integration der Speicherkapazität von Elektroautos in Stromnetze zu deren Stabilisierung („Vehicle2Grid„) gilt als eine der Schlüsseltechnologien zur Energiewende. Während die einen Stromnetzbetreiber den Status Quo erhalten wollen und daher auf verordnete Möglichkeiten zur Reduzierung der Stromlieferung pochen, arbeiten andere intensiv daran, das Potential von Elektroautos zu nutzen. Dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT ist es nun gelungen, kurzfristig auftretende Stromschwankungen im Netz durch intelligentes Laden von E-Autos abzufangen.

Der Spezialist für Speicher- und Vernetzungstechnologien, die zum Shell-Konzern gehörende Sonnen GmbH aus dem Allgäu, hat bereits dezentrale Stromspeicher in virtuellen Kraftwerken (SonnenVPP) gebündelt. Nun werden diese um E-Autos erweitert. Nach einer erfolgreichen Testphase wurde diese Technologie nun im Alltag eingeführt. Es nehmen Besitzer von E-Autos jeglicher Hersteller teil, die sich in der sonnenCommunity zusammenfinden. Die integrierten E-Autos berücksichtigen die Erfordernisse der Primärregelleistung. Das bedeutet, dass das Laden der E-Auto-Batterien innerhalb von 30 Sekunden flexibel regelbar für den Ausgleich von Laständerungen und damit Frequenzschwankungen im Stromnetz sein muss. Das wird über einen intelligenten Ladevorgang erreicht, eine zusätzliche Abnutzung der Fahrzeugbatterien durch Entladen findet nicht statt.

Im nächsten Schritt sollen weitere 5000 SonnenCommunity-Haushalte integriert werden. Das entspricht einem Speicherpotential von rund 80 Megawatt. Der gesamte Primärregelleistungsbedarf im TenneT-Netz beträgt 170 Megawatt, also nur rund das Doppelte. Die E-Autos stellen also ein riesiges Potential dar. „Bislang isoliert agierende Assets werden miteinander vernetzt und entfalten so ihr volles Potenzial„, freut sich Oliver Koch, CEO von Sonnen. Realisiert wird dieses Potential durch einen neu gestalteten Ladevorgang: Sonnen verteilt die Ladevorgänge aller angeschlossenen E-Autos gleichmäßig über einen längeren Zeitraum und vermeidet so Lastspitzen – aber gemäß den Vorgaben der Kunden, wann sie ihr Auto wieder benötigen. Nach den Vorgaben von TenneT können so Frequenzabweichungen des Stromnetzes ausgeglichen werden. So wird das Netz auf zwei Ebenen stabilisiert, ohne Einschränkung der Nutzung der Fahrzeuge. Im nächsten Schritt können E-Autos überschüssigen Solar- und Windstrom aufnehmen, damit Abschaltungen von Wind- und Solarkraftwerken vermieden werden.

Entsprechend zuversichtlich ist Tim Meyerjürgens, COO von TenneT: „Die Integration von E-Autos in das Stromnetz ist ein wichtiger Meilenstein, um auf die Herausforderungen der künftigen Stromverfügbarkeit reagieren zu können. Was heute erste E-Autos und Primärregelleistungen sind, sind bald Millionen E-Autos und zahlreiche weitere Systemdienstleistungen für uns Netzbetreiber.“ Die Kunden profitieren natürlich auch: Sonnen bietet eine Gewinnbeteiligung an seinem virtuellen Kraftwerk. Weitere Vergütungsmodelle werden entwickelt, damit der Anreiz zur Teilnahme an der SonnenCommunity möglichst hoch ist.

So innovativ und zukunftsgerichtet sind allerdings nicht alle Netzbetreiber. Die meisten würden gerne den Status Quo erhalten und auf Lastspitzen mit Stromlieferreduktionen reagieren. Einen entsprechender Antrag hat die Bundesnetzagentur kürzlich eingebracht, was auf großen Widerstand stößt. Dass es auch anders geht, beweist der Höchstspannungsnetzbetreiber TenneT, der hoffentlich auch im Verteilnetzbetrieb zahlreiche Nachahmer finden wird.

Quelle: sonnen.de – Pressemitteilung vom 15. Februar 2023

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Ein erster Schritt in die richtige Richtung!
Wer sich nicht beteiligen kann oder will, aber trotzdem etwas für den Lastspitzenausgleich tun möchte, der sollte seine Ladung des eAutos auf die Abfahrtszeit programmieren und den Ladestrom schrittweise reduzieren. Ich verfahre so, und lade derzeit mit 2x10A anstelle von 2x16A. Auch 2x6A werde ich auch noch probieren.
Der erwartete anstieg der Ladeverluste ist übrigens nicht erkennbar.

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