Fahrzeugflotten: Umrüsten als Zwischenlösung zur vollständigen Transformation

Cover Image for Fahrzeugflotten: Umrüsten als Zwischenlösung zur vollständigen Transformation
Copyright ©

e-troFit GmbH/Stadtwerke Landshut

Iris Martinz
Iris Martinz
  —  Lesedauer 2 min

Dass für Flottenbetreiber die Umstellung auf Elektromobilität Vorteile bringt, ist mittlerweile mehrfach bewiesen worden. Viele Verbrennerfahrzeuge in der Flotte würden aber unter normalen Umständen noch viele Jahre weiterlaufen, und enorm lange Lieferzeiten beispielsweise für Elektrobusse bringen die Ersatzpläne gehörig durcheinander. Eine Zwischenlösung könnte die Umrüstung von Verbrennerfahrzeugen auf Elektroantrieb sein.

Abgesehen von der Nachhaltigkeit spricht für Flottenbetreiber vieles für Elektrofahrzeuge: geringere Betriebskosten, weniger Reparaturen und Wartungskosten, längere Laufzeiten. Besonders bei betriebsintensiven Bussen oder Nutzfahrzeugen können diese Vorteile enorme Summen jährlich ausmachen. Handwerks- oder Abfallsammelbetriebe haben zusätzlich den Vorteil, dass Nebenaggregate wie Pressen, Pumpen oder Kräne völlig geräusch- und emissionslos betrieben werden können, weil der Motor nicht ständig laufen muss. Daher überlegen sich viele Flottenbetreiber, sukzessive auf Elektromobilität umzusteigen. Die hohe Nachfrage macht sich aber in oft jahrelangen Lieferzeiten bemerkbar, die zudem oft schwer planbar sind. Außerdem wurden viele Verbrennerfahrzeuge erst kürzlich angeschafft und haben den Großteil ihrer Laufzeit noch vor sich.

Unternehmen wie Phoenix Mobility, Clean Logistics oder Orten Electric-Trucks bieten dazu eine durchaus attraktive Alternative: das Umrüsten der Verbrennerfahrzeuge auf Elektroantrieb. Die e-troFit GmbH aus Bayern rüstet Stadtbusse auf emissionsfreien Antrieb mittels Elektromotoren um. Für diese Retrofitting-Lösung erhielt das Unternehmen 2018 den Deutschen Mobilitätspreis. Retrofitting kann also für Flottenbetreiber der Schlüssel zum schnellen Einstieg in die Elektromobilität sein, wenn neue Elektrofahrzeuge auf sich warten lassen oder Verbrenner erst kurz im Einsatz sind.

Wichtig ist dabei allerdings die umsichtige Planung auch des notwendigen Umfelds. Welches Fahrzeug wann, wie und wo geladen werden kann, hat Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit. Mit einer eigenen Erzeugungsanlage für Strom sind Flottenbetreiber natürlich deutlich im Vorteil: Günstige Strompreise werden zum Laden genutzt. Steigen die Preise, können Fahrzeuge, die gerade nicht gebraucht werden, Strom ins Netz zurückliefern. Dienstleister wie Webfleet bieten dazu Daten und Berechnungsmodelle an, um das Optimum aus der Umstellung herauszuholen.

Quellen: webfleet.com – Reduce – Re-use – Recycle. Umrüstung als neuer Weg zur E-Flotte / elektro-kraftfahrzeuge.com – Verbrenner zum E-Fahrzeug umbauen / electrive.net – Retrofitting: Im ersten Leben ein Diesel, im zweiten ein Elektrobus

Worthy not set for this post
Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Raymond:

Umbau auf Elektrisch ist eine Möglichkeit. Wie hier unten erwähnt gibt es genügend Tüftler, wer z.B. nicht selber Umrüsten kann, dem ist geholfen durch Firmen wie z.B. Transition-One aus Frankreich. Klar, dieser hat nicht die Performance eines neuen E-Auto, aber es ist durchaus sinnvoll um ein gutes ICE-Auto ein zweites Leben zu gönnen, für Leute die eben keine 30 bis 40 t€ locker haben.

Johannes:

Umrüstung ist ja mein Tagesgeschäft, ich verkaufe Elektronik um Komponenten vom Schrottplatz (Akkus, Motoren usw.) weiter nutzen zu können. Das meiste davon geht an Privatleute, die in ihrer Garage die Umrüstung machen. Die meisten bauen kleine PHEV Akkus rein und nutzen die Fahrzeuge im kleineren Umkreis. Andere verbauen komplette 60 kWh Tesla-Akkus. Wers selber macht und daran Spaß hat, für den ist es auch finanziell interessant.

Außerdem kann man so auch Fahrzeuge elektrisch fahren, die es momentan nur als Verbrenner gibt. Ich selbst habe mir einen Touran umgebaut, es gibt elektrisch nichts vergleichbares, nur SUV Schleudern – außen feist, innen klein.

Dann gibt es aber auch kommerzielle Umrüster. Auch die schaffen es bei PKW unter Neuwagenpreis zu bleiben, natürlich für ein simpleres Auto. Aber nicht jeder steht auf das ganze Bimmellim der aktuellen Neuwagen.

Von daher denke ich, je teurer das umzubauende Fahrzeug, desto lohnenswerter die Umrüstung.

Kleine Anekdote am Rande: ein Tüftler aus Slovenien (Metron) hat schon 2015 einen Van mit 800 km Reichweite in Eigenregie gebaut – weil er aktuellere Technik nutzte, als derzeit die OEMs nutzten. Dass die Fahrzeuge also grundsätzlich hinterherhinken ist auch nicht richtig

Herwig:

„…Jahre hinterherhinkt…ein Umbau niemals die Fähigkeiten eines komplett neu auf Etechnik konzipierten Fahrzeugsaber nur max 200km Reichweite
Das ist zwar alles richtig, aber in vielen Anwendungen wird es wohl reichen!
Also ist es sehr wohl sinnvoll, diese Umbauten anzubieten, denn jeder umgerüstete Verbrenner ist ein Gewinn!
Von vorneherein zu sagen „das ist unsinnig“ ist eine sehr engstirnige, bornierte Einstellung!

Djebasch:

Das Problem ist dass das was Umrüster einsetzen meist Jahre hinterherhinkt, dazu gibt es im Gegensatz zum Massenprodukt meist das Problem das es halt ein Verbrenner ist, dies bedeutet das ein Umbau niemals die Fähigkeiten eines Komplett neu auf Etechnik konzipierten Fahrzeug erreichen kann.
Was nützt es also wenn ein Bus mit viel Geld auf Emobilität umgebaut wird dann aber nur max 200KM reichweite und 50KW Ladung unterstützt.
Diese Fahrzeuge werden schneller auf der Halde landen als man gucken kann.
besser also den Stahl einschmelzen und wieder verwenden als Batterien verschwenden.

bjunker:

Sehe ich völlig anders. Finanziell mögen deine Argumente stimmen. Aber es geht doch auch um den Ressourcenverschleiss. Da ist es wirklich absurd, Fahrzeuge nach eine Drittel der möglichen Laufzeit zu entsorgen. Und wenn wir unsere Verbrenner einfach nach Afrika exportieren ist dem Klima auch nicht geholfen. Insofern finde ich umrüsten sinnvoll, denn dann ist der Verbrenner definitiv weg und Chassis und Carrosserie können weiterverwendet werden.

Djebasch:

Ist so gesehen leider Quark, wurde auch bereits in vielen Artikeln behandelt.
Im moment sind die Kosten für kleine Unternehmen Akkupacks und Material zu kaufen genauso teuer als wenn man einen neuen Bus kauft.
Für liebhaber von Fahrzeugen die unbedingt Umweltbewusst sein wollen vielleicht Interessant , für Unternehmen keine Chance da die Kosten zu hoch sind und dazu ein Neukauf auch neue Technologien und Funktionen beinhaltet.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Studie erwartet 2030 E-Auto-Anteil von weltweit 40 Prozent

Studie erwartet 2030 E-Auto-Anteil von weltweit 40 Prozent

Michael Neißendorfer  —  

E-Autos werden sich durchsetzen, so eine Studie von Strategy&, aus einem einfachen Grund: Sie werden Verbrennern in vielen Belangen immer überlegener.

Cover Image for Elektrischer VW Jetta ab 2026 in China erhältlich

Elektrischer VW Jetta ab 2026 in China erhältlich

Daniel Krenzer  —  

Der Startpreis für den ersten Elektro-Jetta für China soll unter 12.000 Euro liegen. VW wird dabei vom chinesischen Autohersteller FAW unterstützt.

Cover Image for BRP bringt neues Elektro-Quad heraus

BRP bringt neues Elektro-Quad heraus

Daniel Krenzer  —  

Sowohl als Nutzfahrzeug als auch als Spaßmobil soll sich das E-Quad einsetzen lassen. Dabei kann es mehr als 800 Kilo ziehen.

Cover Image for Chinas FAW will offenbar Anteile an Leapmotor erwerben

Chinas FAW will offenbar Anteile an Leapmotor erwerben

Laura Horst  —  

Die China FAW Group will Anteile in Höhe von 10 Prozent an dem aufstrebenden Elektroautohersteller Leapmotor erwerben und die Kooperationen ausweiten.

Cover Image for BASF und Welion feiern Meilenstein bei Festkörperbatterien

BASF und Welion feiern Meilenstein bei Festkörperbatterien

Michael Neißendorfer  —  

Gemeinsam mit Beijing Welion New Energy liefert BASF die ersten Chargen seriengefertigter Kathodenmaterialien (CAM) für halbfeste Festkörperbatterien.

Cover Image for China-Experte: „Fehler sind Teil des Fortschritts“

China-Experte: „Fehler sind Teil des Fortschritts“

Sebastian Henßler  —  

In der aktuellen Podcast-Folge hatte ich die Gelegenheit, mit Dr. Thomas Kiefer zu sprechen – Journalist, Asien-Experte und profunder Kenner der chinesischen Industriepolitik. Seit Ende der 1980er Jahre beobachtet er vor Ort in Shanghai die Entwicklungen, war unter anderem in Joint Ventures wie Shanghai Volkswagen unterwegs und hat über Jahrzehnte hinweg verschiedene Länder Asiens bereist […]