Fahrbericht Peugeot e-308: Konzentration aufs Wesentliche

Cover Image for Fahrbericht Peugeot e-308: Konzentration aufs Wesentliche
Copyright ©

Peugeot / Press-Inform

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Der Peugeot e-308 punktet mit geringem Verbrauch statt überbordender PS-Power. Das Infotainment setzt auf eine einfache Menüführung statt auf gigantische Monitore. Allerdings ist der Preis kein Sonderangebot.

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, ehe auch der Peugeot 308 vollends unter Strom gesetzt wird. Schließlich ermöglicht es die Technik der EMP2-Plattform, den französischen Kompaktwagen auch als batterieelektrische Variante auf den Markt zu bringen. Doch einfach einen Elektromotor in die ansehnliche Karosserie zu packen, so einfach ist es dann doch nicht. Schließlich wird auch bei den Stromern der Konkurrenzkampf härter und die Wettbewerber aus China drängen mit Macht nach Mitteleuropa.

Also muss ein schlagendes Argument her, damit sich die Autofahrer für den e-308 entscheiden und nicht für einen PS-Wucherer aus dem Reich der Mitte. Peugeot setzt also auf Komfort und Effizienz. Um die Aerodynamik zu verbessern, haben die Techniker den Vorderwagen verändert und hinter dem geschlossenen Kühlergrill sowie vor den Rädern zusätzliche Spoiler verbaut, um die Luftführung zu verbessern. Außerdem ist der Unterboden geglättet. Neben der Windschlüpfrigkeit, die dem Verbrauch drückt, gehen auch die Windgeräusche entlang der Karosserie zurück. Darüber freuen sich die Passagiere, denn im e-308 geht es im Innenraum sehr leise zu. Zudem sorgt das große Glasdach für ein angenehmes Licht.

Das Ambiente ist schlicht, aber gefällig. Das Infotainment mit dem 10 Zoll Touchscreen verzichtet auf Effekthascherei und zeigt, dass es auch ohne Monster-Tablets und Heerscharen von Entwicklern möglich ist, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine einfach zu gestalten. Die Bedienung des Infotainments ist eingängig und man findet schnell die gesuchten Auskünfte. Die Einbindung des Smartphones per Apple CarPlay klappte problemlos. Dass die Franzosen gerne anders sind, merkt man daran, dass sich die digitale Instrumententafel über dem Lenkrad befindet. Störend ist die Anordnung jedoch nicht. Platz ist vorne genug.

Peugeot-E-308-Infotainment
Peugeot / Press-Inform

In der zweiten Reihe geht es deutlich enger zu und man möchte Erwachsenen keine längeren Strecken zumuten. Der Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von 361 Litern, legt man die Lehnen der Rückbank um, entsteht eine leicht ansteigende Ladefläche und das Volumen steigt auf 1271 Liter.

Die Batterie besteht aus 17 Modulen und befindet sich im Unterboden, was natürlich zu einem tiefen Schwerpunkt führt. Die Energiespeicher haben – man kennt das Spiel von vielen anderen E-Autos aus dem Stellantis-Konzern – eine Kapazität von 54 Kilowattstunden (netto: 51 kWh), was für eine Reichweite von maximal 415 Kilometern (gemäß dem WLTP-Zyklus) reicht. Um diese Effizienz zu erreichen, bestehen die Akkus jetzt zu 80 Prozent aus Nickel und zu jeweils zehn Prozent aus Mangan und Kobalt.

Doch die Energiespeicher sind nur ein Teil des Antriebsstrangs. Damit ein Elektromobil sparsam vorankommt, ist auch ein effizienter Elektromotor nötig. Damit die E-Maschine sowohl leise ist als auch genug Leistung hat, haben die Ingenieure einen Technologiewechsel von Permanentmagnet zu einer Hybridmagnet-Wicklung vorgenommen.

Neben der bereits erwähnten Laufruhe schafft der Elektromotor im Peugeot e-308 115 kW (156 PS) und ein Drehmoment von 270 Newtonmetern. Schon nominell ein Unterschied zu den PS-Protzen andere Hersteller. Auch auf der Straße ist der Franzosen-Stromer nicht zwingend ein Temperamentsbündel, zudem sind die Unterschiede zwischen den drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport nicht besonders ausgeprägt. Auch im Dynamik-Programm ist in der digitalen Anzeige mehr Rabatz als auf der Straße. Der gewohnte Elektro-Punch ist nur sehr bedingt spürbar.

Durstig ist er nicht, der Löwe

Dennoch ist man mit dem Elektro-Löwen flott genug unterwegs. Der 1810 Kilogramm schwere e-308 erreicht aus dem Stand nach 9,8 Sekunden Landstraßentempo und ist bis zu 170 km/h schnell. In den Kurven verhält sich der Peugeot e-308 neutral und gutmütig. Dazu passt, dass das Fahrwerk komfortabel abgestimmt ist und die Lenkung sich indifferent anfühlt.

Die positive Kehrseite der Medaille ist die Effizienz. Der Bordcomputer meldete nach unserer Testfahrt, die uns auch über Autobahnen und Landstraßen führte, einen Durchschnittsverbrauch von lediglich 15,6 kWh/100 km. Das entspricht exakt der Peugeot Werksangabe.

Peugeot-E-308-kofferraum
Peugeot / Press-Inform

Beim Laden liefert der e-308 Durchschnittliches. Während der dreiphasige 11-kW-Onboardlader die Akkus in fünfeinhalb Stunden von null auf 100 Prozent füllt, sind beim DC-Stromtanken maximal 100 kW drin. Damit sind die Batterien innerhalb von 27 Minuten von 20 auf 80 Prozent gefüllt. Bleibt nur noch der Preis. Mit 47.440 Euro ist der Peugeot e-308 kein Sonderangebot. Aber das ist auch bei anderen Kompaktklassen-Stromern so.

Worthy not set for this post
Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


MMM:

Du hast schon recht – die PS-Protzerei kritisiere ich selbst oft genug, auch wenn ich damit vor allem andere Leistungsregionen meine…. 300 PS, 500 PS sind da nicht mal das Ende der Fahnenstange.
Knapp 10 Sek. auf 100 reichen normalerweise aus, wenn die Leistung oberhalb von 100 nicht einbricht – aber das tut sie ja oft.
Und dann muss man das natürlich in der Relation zum (Listen)preis sehen. Ein leistungsmäßig vergleichbarer Verbrenner kostet (nach Liste…) sicherlich 15.000 Euro weniger. Da wird es dann auch irgendwann mit der TCO-Argumentation schwierig.

Matthias Geiger:

Ca. 48.000 Euro jenseits von gut und böse. Der geht nicht einmal für 38.000 Euro weg. Wer soll den kaufen ?

Gerhard Herrenberg:

Ich würde auch empfehlen, auf die STLA-basierten Modelle zu warten.
STLA Medium etwa geht bis 98 kWh, wow. Und die Fahrzeuge werden ab 2024 verfügbar sein.
STLA Small dauert noch etwas länger, wohl in 2025/26. Auch da erwarte ich bis 60 kWh oder lieber mehr.
Es bleibt reizvoll und spannend.

Georg Laackman:

Esb kommt nicht auf die Batteriegröße an sondern auf die real erreichbare Reichweite, durch möglichst hohe Effitzienz des Antriebs.
Und – das A und O jedes Fahrzeuges ist ein möglichst geringes Gewicht; und das ermöglicht eben eine vergleichsweise kleine Batterie.

Rund zehn Sekunden auf 100 km/h sollen eher schwach oder gemächlich oder langsam sein?
Leute, Ihr hat den Schuss nicht gehört; wir brauchen Autos vom Schlage eines Verbrenner-Kompakt- oder Mittalklassewagens, wo zehn Sekunden ein durchaus sportlicher Wert waren und bestimmt keine in jeder Hinsicht unverantwortlichen Raketen.

Thomas Waldorfs:

Ist freilich auch nur Überbrückung, bis die Neuen auf Plattform STLA breit ausgerollt werden. Wird ja ab 2024 losgehen mit STLA Medium und die weiteren Plattformausprägungen entsprechend in den Folgejahren.

Winchester:

Die Listenpreise sind ein Witz, zahlt aber auch niemand. Bin kürzlich den fast baugleichen Opel Astra als Kombi-Variante probegefahren. Liste als GS-Variante und mit fast Vollausstattung 52k (irre für nen Astra). Der Hauspreis beim Händler, d.h. alle Förderungen und Rabatte abgezogen und inkl. Überführung 36k. Das ist dann schon realistischer, durch Verhandeln geht vielleicht noch ein bisschen was aber viel nicht mehr.

MMM:

Nett gestaltetes Auto, bis auf die unmögliche Tacho-Lenkrad-Konfiguration.
Fahrleistung eher bescheiden, aber für viele Menschen trotzdem voll ausreichend.
Guter Verbrauch, auch real.
Top!
Fehlt dem Kompaktwagen nur noch der Kompakt- Preis, über 47000 Euro ist für Akkugröße und Leistung schon etwas stramm.

Ähnliche Artikel

Cover Image for E-Autos sind nach 17.000 Kilometern klimafreundlicher als Verbrenner

E-Autos sind nach 17.000 Kilometern klimafreundlicher als Verbrenner

Michael Neißendorfer  —  

Ein heute gekauftes E-Auto verursacht 73 Prozent weniger CO2 als ein Benziner – selbst unter Berücksichtigung der hohen Produktionsemissionen.

Cover Image for EU-Länder uneinig über Kurs im US-Handelskonflikt

EU-Länder uneinig über Kurs im US-Handelskonflikt

Sebastian Henßler  —  

Einigung im letzten Moment? Die EU ringt mit den USA um Zölle – der Automarkt steht im Zentrum der Verhandlungen mit weitreichenden Folgen.

Cover Image for VW-Konzern mit 50 Prozent Absatzplus bei E-Autos

VW-Konzern mit 50 Prozent Absatzplus bei E-Autos

Michael Neißendorfer  —  

Mit insgesamt 465.500 Einheiten waren Elektroautos der entscheidende Treiber für das leichte Wachstum auf Konzernebene.

Cover Image for Volvo und Siemens realisieren weltweit ersten vollelektrischen Rückbau

Volvo und Siemens realisieren weltweit ersten vollelektrischen Rückbau

Michael Neißendorfer  —  

Beim Bau des neuen Siemens Technology Campus in Erlangen wird bereits der Rückbau konsequent klimaneutral umgesetzt – dank Elektrobaggern und Co.

Cover Image for Porsche: Elektro-Macan ist der Besteller im ersten Halbjahr

Porsche: Elektro-Macan ist der Besteller im ersten Halbjahr

Michael Neißendorfer  —  

Porsche hat den Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen im ersten Halbjahr 2025 deutlich gesteigert, großen Anteil daran hat der Macan.

Cover Image for Škoda reitet dank Elektroautos weiter auf der Erfolgswelle

Škoda reitet dank Elektroautos weiter auf der Erfolgswelle

Michael Neißendorfer  —  

Škoda kann seine Erfolgsgeschichte im ersten Halbjahr mit weiteren Rekorden fortsetzen – weil sich die E-Autos der Tschechen so gut verkaufen.