Analyse: Elektroauto-Markt steht vor Rekordjahr in Europa

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Im Jahr 2023 schloss der Markt für batterieelektrische Pkw in Westeuropa mit fast zwei Millionen Einheiten ab. Experten prognostizieren, dass 2024 das erste Jahr sein wird, in dem diese Marke knapp übertroffen wird. Trotz eher negativer Berichterstattung, vor allem im deutschsprachigen Raum. Geht es nach Automobil-Analyst Matthias Schmidt ist im Jahr 2024 mit einer Steigerung der Zulassungen von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Damit würde der Anteil reiner E-Autos auf 17,2 Prozent des Gesamtmarktes steigen, was etwa 2,07 Millionen Einheiten entspricht.

Deutschland, bisher der größte Markt für Elektroautos in der Region, hat die staatlichen Kaufanreize gestrichen, was voraussichtlich zu einem Rückgang der Neuregistrierungen um 14 Prozent führen wird. Im Jahr 2023 wurden hier noch 451.000 Elektroautos registriert. Die Abschaffung von Subventionen für Unternehmen Ende August 2023 hat bereits zu einem Vorzieheffekt geführt, wobei die Rückkehr dieser Kunden erst für 2025 oder 2026 erwartet wird. Eben dann, wenn entsprechende Leasing-Verträge auslaufen und verlängert werden müssen.

Positiv wirkt sich eventuell kurzfristig die Erhöhung der Besteuerung mit 0,25 Prozent von E-Autos bis 70.000 Euro Kaufpreis aus. Der deutsche Bundesrat hat Mitte März das sogenannte Wachstumschancengesetz verabschiedet. Somit können nun rückwirkend zum 1. Januar 2024 gemäß  §6 des EStG privat genutzte Dienst-Elektroautos mit einem Listenpreis bis zu 70.000 Euro mit dem vergünstigten Steuersatz von 0,25 Prozent beim geldwerten Vorteil berücksichtigt werden. Für teurere Fahrzeuge gilt der ebenfalls noch reduzierte Satz von 0,5 Prozent. Die Regelung gilt jedoch nur für Fahrzeuge, die nach dem 31. Dezember 2023 angeschafft wurden.

Blicken wir auf Schweden, dem fünftgrößten Markt, wo das Ende der Kaufsubventionen bereits Ende 2022 eingeleitet wurde. Dies führte jedoch zunächst im Folgejahr zu einem Anstieg der Zulassungen, da viele Autos erst 2023 auf die Straßen kamen. Für 2024 wird ein Rückgang der Neuanmeldungen um ein Viertel erwartet.

Norwegen, ein bereits recht gesättigter Markt, wo E-Autos im Bestand schon fast die Hälfe aller Fahrzeuge ausmachen, erlebte im vergangenen Jahr als einziger Markt einen Rückgang der Neuzulassungen um 24,3 Prozent. Für 2024 wird dort ebenfalls kein Wachstum erwartet, was teilweise auf ähnliche Vorzieheffekte wie in Schweden zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass Norwegen die Mehrwertsteuer auf Elektroautos mit einem Wert von über 500.000 NOK (ca. 42.700 Euro) wieder eingeführt hat.

Das Vereinigte Königreich hingegen könnte 2024 einen erheblichen Anstieg der Elektroautozulassungen um 40 Prozent erleben, was die Zulassungen auf 441.000 Einheiten steigen lassen könnte. Damit könnte das Land zum größten Markt für rein elektrische Autos in Europa aufsteigen. Eine neue Regelung, die vorschreibt, dass 22 Prozent aller neuen Autos emissionsfrei sein müssen, dürfte ein wichtiger Wachstumstreiber sein. Diese Regelung könnte den Herstellern Anreize bieten, ihre Preise zu senken, um den Anteil der rein elektrischen Autos zu erhöhen und Strafzahlungen zu vermeiden.

Frankreich sieht ebenfalls ein bedeutendes Wachstum voraus, da der Staat weiterhin einen Bargeldzuschuss von 4000 Euro für neue Elektroautos unter 40.000 Euro bietet. Ein Leasingprogramm für einkommensschwache Haushalte wurde jedoch wieder eingestellt, nachdem es innerhalb kurzer Zeit die Zielmarke von 50.000 Anträgen erreicht hatte.

In Belgien wird das stärkste Wachstum erwartet, mit einer Steigerung um 50 Prozent. Dies ist vor allem auf die anhaltende Unternehmensnachfrage nach Elektro- und Plug-in-Hybridautos zurückzuführen, während die steuerliche Absetzbarkeit von Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren ausläuft. Die bereits im Februar eingeordnete Vorschau auf das Jahr 2024 scheint sich zu bewahrheiten. Für die Jahre danach stimmt der Ausblick allerdings auch freudig.

Schmidt geht davon aus, nachdem 2024 die zwei Millionen Marke gerissen wurde bei einem E-Autoanteil von 17,2 Prozent an den Gesamtzulassungen, dass es danach nur noch aufwärtsgeht. Bereits 2026 soll mehr als jedes vierte Auto rein elektrisch auf die Straße kommen (26,9 Prozent). 2029 bewegt man sich dann seiner Prognose nach bereits bei 6,1 Millionen neuer E-Autos im Jahr, was einem Anteil von 44 Prozent am Gesamtabsatz entspricht. Dananch macht es einen großen Sprung nach vorn, da 2030 ein Anteil von 60 Prozent beziehungsweise 8,4 Millionen neuen E-Autos auf europäischen Straßen erwartet werden.

Quelle: Matthias Schmidt – February 2024 edition of the European Electric Car Study

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Zappelstrom:

Je weniger E-Autos auf der Straße sind desto besser für mich. So finde ich immer eine freie Ladesäule…

Spiritogre:

ca. 10 Cent Aufpreis je Liter Benzin.
Problematischer wird Heizen mit Gas und Öl.

Patrick:

Was genau ist besser? Also bis auf die Umweltkomponente?

Convenience ist es sicher nicht nicht. Tatsächlich wechseln hier 6/7 Leuten aus unserer E-Fahrer Gruppe nach dem Leasing wieder auf Benziner. Technologisch gesehen bieten uns die Stromer nur Nachteile. Insbesondere bezogen auf die verlorene Lebens / Arbeitszeit wegen dem Laden.

Als Zweitwagen, nur für die Stadt, passt E-Mobilität. Aber sobald du Pendler bist der nicht Zuhause oder auf Arbeit laden kann, was bei unserer geringen Eigenheimquote nicht selten der Fall ist, nervt dich Elektromobilität immens.

Peter:

Die meisten potenziellen Käufer sind durch die Jahre langen Desinformationskampagnen extrem verunsichert, du bist das beste Beispiel, du kannst gar nicht überwiegend elektrisch fahren da die Fahrzeuge dauernd brennen, nach paar Jahren in den Hochoffen müssen wegen kaputtem Akku, es gibt keinerlei Ladesäulen nirgendwo und wenn doch kostet es 5€/kWh + 50€ Startgebühr im Abo für monatlich 25,99€.
Kennste sicher auch.

Peter Bigge von Berlin:

Spielt es irgendeine Rolle wie stark die tagesaktuelle Steigerung der Elektromobilität ist?
Nö! Völlig uninteressant, weil sie steigt seit Jahren in immer neuen Schüben.
Der Verbrenner kommt nicht wieder und wird wie die Dampfmaschine oder das Pferdegespann immer schneller aus der Öffentlichkeit verschwinden.
2025 wird das Jahr der Elektromobilität werden und dem Verbrenner das Lied des Todes vorspielen. Bis 2030 will keiner mehr einen neuen Verbrenner haben wollen.
Denn das Bessere war schon immer des Guten Feind.
Das Teure war selten ein Hindernis, wenn technischer Fortschritt überzeugt, denn niemand will als rückschrittlich gelten.
Die nächste Generation toller Stromer steht bereits in den Startlöchern und werden für massenweises fossilfreies Begehren sorgen,

ID.alist:

Bei eine Steigerung von 0,3% sollte man (wenn man ernst genommen werden will) nicht von eine Steigerung oder von einem Rekordjahr sprechen.
Alles unterhalb 0,5% ist innerhalb der Genauigkeit der Daten.

ID.alist:

Prof. Indra so wie viele in diesem Land, können sich nicht vorstellen, dass woanders vieles anders läuft und extrapolieren die aktuelle BEV-Krise in Deutschland auf Europa.
Deutschland durchquert momentan einen Zwischentief. Die Förderung ist ausgefallen, einige sind verärgert, weil die Förderung so plötzlich weg war, und somit wird ziemlich viel gegen BEVs gesagt. Und dann sind diese ganzen „Auto-Experten“ die eigentlich „Motoren-experten“ sind, und die ohne Verbrenner nicht mehr als Experten gelten würden.
Nicht 2024 aber 2025-26 werden auch in D die Verkauszahlen wieder steigen.

Archie:

Hallo,
beim Lesen des Artikels fällt auf, dass es sich überall im wesentlichen nur um „Steigerung, wenn und weil Förderung“ dreht.
Zitate:
Staatliche Kaufanreize gestrichen…voraussichtlich…Rückgang
Abschaffung von Subventionen…Vorzieheffekt
Ende der Kaufsubventionen…Rückgang Neuanmeldungen um ein Viertel erwartet
Rückgang der Neuzulassungen…weil Mehrwertsteuer wieder eingeführt
Erheblicher Anstieg der Elektroautozulassungen…neue Regelung, dass 22 Prozent…emissionsfrei sein müssen
Bedeutendes Wachstum…Bargeldzuschuss von 4000 Euro für neue Elektroautos
Das stärkste Wachstum erwartet…während steuerliche Absetzbarkeit von Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren ausläuft

Es gibt also keinen Grund, die Zurückhaltung in D anzuprangern, denn selbst in den BEV-Hochburgen läuft es nur, weil Förderungen winken, die aber von den Steuerzahlern selbst finanziert werden, also Augenwischerei.
Und weniger, weil alle Welt unbedingt die ach so tollen BEVs will.

„…da 2030 ein Anteil von 60 Prozent…neuen E-Autos auf europäischen Straßen erwartet werden…“
Glaube ich persönlich nicht.

Wir selbst fahren überwiegend elektrisch, aber die aktuellen Fahrzeuge haben (noch?) zu viele Nachteile.
Und das sehen offensichtlich auch die meisten potenziellen Käufer so. Überall.

R. D.:

Elektroauto-Markt steht vor Rekordjahr in Europa… doch im Geburtshaus des Autos herrscht Katerstimmung.

Sledge:

Am 01.01.2027 startet in der EU das ETS 2, was zu deutlich steigenden Kraftstoffpreisen führen wird. Das wird der Elektromobilität in Europa einen deutlichen Schub verleihen.

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