E-Auto-Käufer: Fahrspaß, Anreize und geringere Gesamtbetriebskosten größte Pluspunkte

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

51 Prozent der Kunden in Deutschland haben bei ihrem jüngsten Autokauf ein Elektroauto ernsthaft in Erwägung gezogen – doch nur 3 Prozent haben sich 2019 dann auch für ein solches Fahrzeug entschieden, aufgrund verschiedener Nachteile: 36 Prozent dieser Kunden verzichteten auf die E-Variante wegen empfundener und unbegründeter Unsicherheit über Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Batterie und fehlenden Lademöglichkeiten. 27 Prozent nennen die höheren Anschaffungskosten als Grund (die sich dank der geringeren Betriebs- und Wartungskosten allerdings wieder amortisieren). Die Reichweite (16 Prozent) und mangelnde Modellauswahl (8 Prozent) spielen eine untergeordnete Rolle.

Als Pluspunkte nennen E-Auto-Interessierte und tatsächliche Käufer vor allem Fahreigenschaften wie die Beschleunigung – für ein Drittel ist dies der hauptsächliche Mehrwert. Auch Anreize wie Kaufprämien, Steuervorteile und kostenloses Parken (25 Prozent) sowie geringere Gesamtbetriebskosten (22 Prozent) sprechen für diese Gruppe für Elektroautos. Der Umweltschutz ist nur für 15 Prozent entscheidend. Dies geht aus der neuen Studie „The road ahead for e-mobility” der Unternehmensberatung McKinsey & Company hervor. Für die Analyse wurden mehr als 12.000 Konsumenten in Deutschland, Norwegen, China und den USA befragt sowie Testkäufe in knapp 60 Autohäusern mit acht Marken in drei Ländern durchgeführt.

Reichweitenangst ist irrational

2020 könnte das Jahr der Elektromobilität werden“, sagt Andreas Tschiesner, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey und Co-Autor der Studie. „Die Lade-Infrastruktur wird massiv ausgebaut, die Batterie- und damit die Fahrzeugpreise sinken und die Hersteller strengen sich mit einer Modelloffensive an, um die strengen CO2-Vorgaben in der Europäischen Union einzuhalten.“

Fast alle Kunden kommen mit größerem Vorwissen in die Autohäuser als noch vor drei Jahren, heißt es in der Studie. „Die Autohersteller müssen jedoch die beiden größten Bedenken der Käufer – nämlich der Qualität der Batterien sowie die Frage nach den Lademöglichkeiten – ernst nehmen und vor Ort noch besser aufklären“, findet Tschiesner. So sei die „Reichweitenangst“, die viele Interessenten vom Kauf eines Elektroautos abhält, in den meisten Fällen unbegründet. Nur ein Prozent der Fahrten benötigten überhaupt eine volle Batterieladung – 88 Prozent der E-Auto-Besitzer pendeln weniger als 40 Kilometer zur Arbeit.

Zudem müssten, so der Experte, E-Auto-Interessenten in den Verkaufsräumen anders angesprochen werden: Sie sind im Schnitt fünf Jahre jünger als Käufer von Verbrennerfahrzeugen, sie wohnen eher in großen Städten, sie haben ein um 30 Prozent höheres Einkommen und sind viel digitalaffiner. 8 Prozent von ihnen haben ihr Auto online gekauft – 6 Mal so viele in der Gruppe der anderen Autobesitzer.

Was Hersteller und Händler verbessern können

Für Autohersteller und Händler gilt es, an fünf entscheidenden Punkten im Verkaufsprozess anzusetzen, um das Kundenerlebnis zu verbessern“, erläutert Patrick Schaufuss, Associate Partner bei McKinsey in München und Mitautor der Studie. Diese sind:

  • Digitales Angebot: 54 Prozent der Autokäufer beginnen ihre Recherche online. Heute stellen viele Autohersteller sehr ausgefeilte Online-Konfiguratoren in den Mittelpunkt. „Bei E-Autos werden die Konfigurationsmöglichkeiten geringer sein – stattdessen sollten schon früh im Kaufprozess die Bedenken der Käufer hinsichtlich Batterie und Lademöglichkeiten aufgegriffen werden“, sagt Schaufuss.
  • Kundenerlebnis im Autohaus: E-Auto-Interessierte schätzen ein modernes Ambiente, dass dem technologischen Vorreiteranspruch von Elektroautos Rechnung trägt. Im Autohaus komme es entscheidend darauf an, kompetente Verkaufsberater zu haben, die Fragen der Kunden wirklich beantworten können – und nicht allein an einer möglichst großen Anzahl verkaufter Autos gemessen werden.
  • Probefahrt: „Die erste Testfahrt in einem Elektroauto ist für viele Erstfahrer ein echtes Aha-Erlebnis“, sagt Schaufuss. 91 Prozent der E-Auto-Käufer würden sich wieder für ein solches Fahrzeug entscheiden – vor allem wegen des Fahrerlebnisses. Autohersteller sollten deshalb dafür sorgen, dass Kunden nicht nur bei einer Probefahrt schnell und unkompliziert E-Mobilität erleben können – sondern beispielsweise auch im Carsharing oder als Passagier im Taxi.
  • Laden: In Norwegen und den USA ist die Schnelligkeit des Ladens aus Sicht von E-Auto-Besitzern das größte Ärgernis, in Deutschland die Kostentransparenz. Ebenfalls als problematisch wird in diesen drei Ländern die Verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen gesehen. „Autohersteller müssen hier mit Infrastrukturanbietern und der Politik schnell an Lösungen arbeiten“, so Schaufuss.
  • Service und Wartung: Autohersteller werben oft damit, dass sie den Kunden an die erste Stelle setzen – doch 70 Prozent der Autokäufer stimmen diesem Statement nicht zu. Um Autofahrer zum Umstieg aufs E-Auto zu bewegen, müssen die Hersteller Sicherheit vermitteln – beispielsweise durch Garantien auf die Batteriehaltbarkeit und durch eine transparente Gestaltung der Kosten für Service und Wartung.

Quellen: McKinsey — Pressemitteilung vom 22.01.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Kalle:

Hallo Klaus ich bin auch Rentner wohne aber in Norwegen und weil das Land so schön ist reise ich auch fiel.
Ich habe mir den Kia Niro PHEV gekauft ,für mein Einkaufsturen fahre ich alles elektrisch und für größere Turen Verbrenner und elektrisch.
Ich spare richtig viel Geld, und jeder elektrisch betriebene Pkw hat heute ein GPS der jeder Zeit anzeigt wo es eine Ladestation gibt.
Kannst deine Turen Planen wie du willst mehr elektrisch oder mehr Benzin.

strauss:

Klaus, ich möchte keine Firmenwerbung machen und fahre ein französisches EV Auto. Aber für dein Fahrerprofil empfehle ich den Mitsubshi Outlander. Ein schönes bequemes Auto das du tagsüber nie aufzuladen brauchst. Aufladen in der Nacht im Hotel. So habe ich die letzten 7 Jahre mit einem PHEV OPEL Ampera (Technik wie Outlander) glücklich verbracht. Hätte wieder einen PHEV gekauft, aber wir haben unterdessen eigene Fotovoltaikanlage und die Akkus sind für die reinen Elektrischen besser geworden.

Klaus Hollmann:

Ich bin in der privilegierten Lage, keiner täglichen Arbeit mehr nachgehen zu müssen. (Habe in 50 Jahren genug geleistet). Also entfällt für mich alles an Argumenten, was die tägliche kmLeistung betrifft.
Vielmehr möchte ich den Rest meines Lebens mit vielfältigen Urlauben verbringen, vor allem in Schottland, England, Irland – auch in südlichen Ländern.
Dann lese ich, dass jemand bei einer längeren Fahrt zweimal eine Ladestelle angefahren hat, die mit dem Auto nicht kommunizieren konnte. Er kommt dann mit 2 % Restladung endlich an. Das ist eine Horrorvision für mich, möglichst noch im Winter oder bei Regenwetter irgendwo in der Walachei festzusitzen.
Wie kann ich überhaupt im Ausland bezahlen ohne Kunde irgendwelcher dortigen Stromanbieter zu sein ?
Kann denn irgendjemand mal über seine Auslandserfahrungen berichten? Aber ehrlich !
Danke fürs Zuhören (und ggf. fürs Beraten)

Tsumeb:

Habe 2019 meinen Beitrag zur Umwelt mit 1000 Liter Diesel minus verbrauch, durch Fahrzeug Wechsel von Ford-Focus auf eGolf erbracht.
Also kein bohren nach Erdöl – Transport von Kuweit mit den Schiff – Raffinieren zu Diesel – Transportieren ( mit LKW ) zur Tankstelle, das ich dann endlich mich in Bewegung setzen kann.
Wo doch meine erneuerbare Energie „Strom“ aus – Wasserkraft, Wind und Sonne zu 100% vor meiner Haustür gewonnen wird.
In keinen Kommentar wird erwähnt was Motoröl – Getriebeöl usw. in Erzeugung und Entsorgung kostet.

Von den Kosten und befriedigenden Fahrgefühl ganz zu schweigen.

KaiGo:

In den Vorstädten/ Land wird das auch kein Problem sein denke ich. Da wohnen ja sowieso die meisten Hauseigentümer. In den Städten, wo es ja vielleicht am meisten gewollt und vielleicht auch hinsichtlich Luftverbesserung nötig ist, aber schon. Da brauchen die Leute dann vielleicht doch DC Ladesäulen an Tankstellen oder sowas um halt das Auto wie früher den Verbrenner kurz mal nachzuladen. Wenn ich immer an der Straße stehe und zur Miete wohne kann ich die Problematik verstehen. Da gibt es halt noch keine großflächig umgesetzten Lösungen. Die Regierung kommt halt leider nach wie vor nicht in die Pötte das verplante und versprochene auch umzusetzen.

KaiGo:

Autogas oder besser CNG wäre ja noch ok, und wenn man Biomethan nimmt wäre man auch klimaneutral unterwegs. Aber das hat sich über die letzten 15 Jahre schon nicht durchgesetzt, warum auch immer.

KaiGo:

Ja, das nur für 15% der Käufer der Umweltaspekt eine Rolle spielt mag überraschen. Aber es bestätigt genau meine Auffassung die ich im Rahmen der Anschaffung eines E-Autos (ja da macht man sich ja schon etwas mehr Gedanken) erlangt habe. Alle reiten immer auf der Klimaschiene herum. Das ist den meisten Käufern doch völlig egal. Der Normalbürger möchte möglichst günstig und vielleicht noch mit etwas Spaß von A nach B kommen. Finanzen sind dem viel wichtiger wie Umwelt.

Heiner B:

Interessant ist, dass nur für 15% der Autokäufer der Umweltschutz eine Rolle beim Kauf spielt, sich aber beim VW Skandal 100% darauf berufen und eine Entschädigung verlangen. Geschädigt wurde hier wirklich nur die Umwelt und nicht der Autokäufer.
Die Umstellung auf E-Autos erfordert in so vielen Bereichen, Herstellung, Verkauf, Betrieb, eine so grundlegende Veränderung, dass man schon mindestens ein Jahrzehnt dafür einplanen sollte. Also nur Geduld, kommen wird sie so sicher wie der Klimawandel.

Nighterunner:

Dass E-Auto-Käufer eher in großen Städten wohnen, glaube ich nicht. Schließlich wohnen in der Stadt viele Laternenparker mit wenig Lademöglichkeiten, auf dem Land dagegen viele Eigenheimbesitzer mit besten Lademöglichkeiten. Die Nachfrage auf dem Land dürfte sich daher besser entwickeln, außer vielleicht bei Geschäftskunden (Pflegedienste u. ä). Interessenten erwarten, dass sie zumindest bei einem großen Autohaus umfassend über E-Mobilität beraten werden. Bisher war das ja anders. Da waren die Käufer besser informiert. Da die Autohersteller ab sofort E-Autos zur Verbesserung ihres Flottenverbrauchs verkaufen müssen, werden sie auch an andere Kunden herangehen müssen, die noch Vorbehalte gegen die E-Mobilität haben. Das funktioniert nur mit bestens geschultem Personal.

Uwe:

Kein Problem.

Auch in Ihrer Nähe gibt es eine Volkshochschule mit Angeboten wie Mathematik und Kalkulation mit Excel.

Buchen und Ausprobieren.

Dann wird auch das E-Auto fahren attraktiv.
Beim ADAC hat es auch geholfen.

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