China: BYD weist Tesla in seine Schranken

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BYD

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Selten sorgte eine dezente Modellpflege wie jene vom Tesla Model 3 kurz vor der Internationalen Automobil Ausstellung in München für derart viel Gesprächsstoff. Doch bei Tesla gibt es nicht nur strahlende Gesichter, denn gerade der chinesische Markt läuft alles andere als zufriedenstellend. Konkurrent BYD gibt mittlerweile den Ton an.

Neue Scheinwerfer an Front und Heck, wertigere Materialien im Innenraum und die überfälligen klimatisierten Sitze – das war es im Großen und Ganzen mit der Überarbeitung des Tesla Model 3. Bald wird mit ähnlichen Zugaben das Model Y als weltweit beliebtestes Elektroauto ausstaffiert. Doch das dürfte kaum reichen, den Hauptmarkt China wieder unter Kontrolle zu bekommen. Hier sieht der Elektropionier Tesla vom Hauptwettbewerber Build Your Dreams derzeit nur die Rücklichter. Im vergangenen Jahr verkaufte BYD 1,86 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge und erzielte damit ein Plus von mehr als 200 Prozent. Und in diesem Jahr läuft es noch besser.

BYD verkauft im Schnitt 200.000 E-Fahrzeuge im Monat

Nach Angaben der Analysten von Finbold hat BYD in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 insgesamt 1.191.405 Elektrofahrzeuge verkauft, was einem Monatsdurchschnitt von knapp 200.000 Autos entspricht. Der direkte Wettbewerber landete im gleichen Zeitraum nur bei 888.879 Elektroverkäufen, was einem Rückstand von mehr als 302.000 Fahrzeugen entspricht. Tesla verkaufte monatlich jeweils gut 25 Prozent weniger Autos als der Elektrogigant aus China. Zu beachten ist jedoch, dass Tesla allein reine Elektroautos anbietet und BYD auch einige Modelle mit Plug-in-Antrieb im Programm hat, die in die Verkäufe einzahlen.

Der Abstand zu den weiteren Plätzen ist enorm. BMW verkaufte auf Platz drei liegend in den ersten sechs Monaten 2023 knapp 221.000 elektrisierte Fahrzeuge. Auf den weiteren Plätzen dahinter: GAC Aion (212.000 Autos), Volkswagen (gut 210.000 Fahrzeuge), SGMQ (192.000 Fahrzeuge), Mercedes (165.000 Fahrzeuge) und Li Auto (140.000 Fahrzeuge). Durchaus überraschend, dass sich unter den acht Herstellern mit den meisten Elektrofahrzeugen auf dem chinesischen Markt allein Marken aus China, Deutschland und den USA befinden – Korea, Frankreich oder Japan spielen keinerlei Rolle und jede zweite Elektromarke ist ein chinesischer Heimspieler.

BYD wird Tesla auch außerhalb Chinas unter Druck setzen

Die Analysten von Finbold erwarten, dass Build Yours Dreams zukünftig auf immer mehr Märkten den amerikanischen Elektroprimus Tesla angreifen wird. Denn BYD baut seine weltweite Präsenz immer weiter aus und hat hierbei nicht zuletzt Europa ins Visier genommen. „Ich will in Europa unter die Top fünf kommen“, unterstreicht Brian Yang, BYDs Vize-Europachef, „das Fenster, um erfolgreich zu sein, ist noch zwei Jahre offen.“ Bis Anfang kommenden Jahres bringt BYD sechs neue Elektromodelle nach Europa: unter anderem den Han, eine Limousine im E-Segment und den Crossover Bruder Tang, von dem auf der IAA in München eine überarbeitete Version stand. „Wir wollen in jedem Segment vertreten sein“, erklärt Brian Yang. Die preissensiblen Kunden soll der Elektro-Crossover Atto 3 ansprechen und dann sind da noch Seagull und Dolphin – alle bereits erfolgreich in China unterwegs. Letzterer wird in China für einen Preis von umgerechnet unter 11.000 Euro angeboten.

Im vergangenen Jahr betrug der Reingewinn 2,4 Milliarden US-Dollar, während 2,9 Milliarden US-Dollar in die Forschung geflossen sind. „Neben durchaus konkurrenzfähigen Produkten verfügt der Hersteller BYD offensichtlich über eine effiziente Kostenstruktur und eine starke vertikale Integration – sprich eigene Zellfertigung. BYD ist für die kommenden Jahre auch in Europa gerüstet. Die geplante Fabrik in Europa wird als nächster Schritt für die Expansion gehandelt“, erklärt Peter Fintl, Automobilexperte bei der Unternehmensberatung Capgemini.

Im Kern der Europa-Planungen steht Deutschland. Nach Ansicht von BYD braucht man mindestens 100 Händler, um in Deutschland erfolgreich zu sein – aktuell sind es nur 13. Dabei sind die Asiaten überrascht, wie langsam die Mühlen der Bürokratie hierzulande mahlen. Renoviert man in China ein bestehendes Autohaus, dauert es drei Monate und der Verkaufsstandort ist einsatzbereit. Bei Neubauten sind es sechs Monate. In Deutschland braucht die Renovierung neun bis zwölf Monate und der Neubau laut BYD zwei Jahre.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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oscar:

Es geht sehr wohl um Rund oder nicht. Wie oben schon beschrieben wegen der einfacheren Fertigung und höheren mechanischen Stabilität. Das führt übrigens auch zu geringem Brandgefahr.
Tesla verkauft riesen Mengen an LFP-Zelle die für die meiste Einsätze völlig reichen. Fahre die selber auch. Der NCM ist nur überlegen, wenn man größere Akkupackete in beschränkten Platz braucht, etwas höhere Ladeleistung oder wenn man in einen sehr kalten Region wohnt.
Runde Zelle haben etwas mehr Platzbedarf als eckige Zelle, aber teilwiese nutzt man das wieder für die Kühlsysteme. Ob man viele kleine runde oder wenige große Runde benutzt, ist für den Platzbedarf erst mal egal. Größere sind billige zu produzieren aber haben dafür mehr interne Widerstand. Es sei denn, man verwendet das Tabless design von Tesla. Dies ist aber wieder etwas komplizierter zu produzieren. Trotzdem, die LFP und später hoffentlich die Natriumzelle werden sich aus Kostengründe im Massenmarkt durchsetzen so scheint mir.

Lenny:

Genau deine Meinung, so ganz vom Design her gefallen mir die BYD Modelle nicht so ganz, auch der Seal der in die Kerbe vom Model 3 schlagt, gefällt mir persönlich von vorn nicht so richtig… Aber viel wichtiger ist der Verbrauch, Tesla und auch Hyundai legen da mit ihren Modellen vor. Zum anderen der Preis, bis auf ein paar „Ausrutscher“ nach unten, aber mit deutlich kleinerer Reichweite.

Ich geb dir recht, so wie sich nun der neue Kona präsentiert glaube ich auch nicht so recht an einen Erfolg, er ist zu teuer für das gebotene oder er bietet zu wenig für den Preis. Ich hatte auch Interesse am neuen, als der Preis fest stand hab ich zum Händler gesagt das es mir für das gebotene zu teuer ist, ich dafür ein Model 3 bekomme oder auch bei Hyundai selbst für 2000,-€ mehr nen Ioniq 5 oder 6 bekomme. „Naja ich muss doch auch sehen das dann dort die Prämie noch abgeht…“ (tut es bei anderen auch.) „und das das laden doch nun schon schneller geht als im Vorgänger… (trotz allem hat es keinen 800V System wie bei Ioniq 5 oder 6, und „nur“ 70kW Ladeleistung. Da bietet Tesla schon weit über 100kW) „die Tests sprechen wieder davon das er so sparsam ist.“
ja da gebe ich Recht, aber es hat trotz allem mir die Reichweite reichen wurde, weniger Reichweite als die Konkurrenz, da hilft es dann auch nicht das er sparsam ist (schon, das die Reichweite nicht noch weiter schwindet.)
ich hätte damit leben können wenn er deutlich unter 40000€ gekostet hätte in der Basis (das kommt ja noch dazu das man einiges noch dazu buchen sollte und dann bleibt es bei den 43k€ nicht) oder wenn er mehr fürs Geld geboten hätte, so ist es ein Riesen großes fale.

Frank:

Beide werden in China gebaut und wenn Du in China lebst, hast Du dein Land unterstützt, alles gut gemacht !

Spiritogre:

Deswegen hat BYD in diesem Jahr in Deutschland bisher auch keine 300 Autos verkauft…
Die sind halt technisch etliche Ligen hinter dem Rest der Welt zurück.

Spiritogre:

Lol

Spiritogre:

Wenn man sich mal die Technik ansieht hinkt BYD aber zehn Jahre hinterher…

Spiritogre:

Dann muss BYD hierzulande aber die Preise je nach Modell um 10k bis 20k reduzieren, dann können wir weiterreden. Mit Preisen die die chinesischen um das Zwei- bis Dreifache übertreffen gewinnen die keinen Blumentopf. Dafür sind sie technisch einfach zu schwach.

Letztens übrigens einen chinesischen Studenten getroffen, der hier für drei Jahre studiert, rate was der fährt!? Porsche Cayenne…

Roland:

BYD wird in China stark subventioniert und überdies bevorzugt behandelt. Ob das reicht um ausserhalb des Einflussbereichs Chinas zu bestehen? Ich wage es mal das zu bezweifeln.

Nick8888:

Einfach mal selber in China umschauen, in ein BYD Autohaus gehen und ne Probefahrt machen.

BYD ist nicht perfekt und wird es auf dem europäischen Automarkt nicht einfach Hahn, aber in Bezug auf eAutos sind die exzellent aufgestellt

und die Ansprüche der kaufkräftigen chinesischen Kundschaft sind ähnlich hoch wie in Europa

Silverbeard:

Ist nicht die Marge am wichtigsten? Sollange die bei Tesla deutlich positiv ist, während andere Hersteller hart gefördert werden müssen und/ oder mit Verbrennern quersubventionieren, kann am Batteriekonzept ja nicht alles fasch sein.
Ich gehe davon aus, das Tesla in absehbarer Zeit die maximale Ladeleistung seiner Batterien an die neuen V4 Ladesäulen anpassen wird.

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