Batterieindustrie: „Europa muss im Wettbewerb attraktiver werden“

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Gerade die deutschen Hersteller stehen vor der Frage, ob sie sich in eine starke technologische Abhängigkeit von Batteriezulieferern begeben sollen | Bild: Volkswagen

Felix Katz
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  —  Lesedauer 3 min

Batterien spielen für die Energiewende eine essenzielle Rolle. Der wichtigste Wachstumstreiber ist derzeit die Elektromobilität, so dass die Batterieindustrie in Deutschland und Europa weiter gestärkt werden muss. Immerhin: Die Produktion von Lithium-Ionen-Zellen in Deutschland wächst und der Absatz erreichte einen Rekordwert.

„Europa muss im internationalen Wettbewerb attraktiver werden, um die Versorgung mit Batteriezellen in den kommenden Jahren zu sichern. Die fortschreitende Digitalisierung, Elektrifizierung und die grüne Transformation, die nach immer mehr Energiespeicherung verlangen, brauchen eine starke Batterieindustrie in Deutschland und Europa. Es gilt, diese über die gesamte Wertschöpfungskette zu sichern und weiter auszubauen“, sagt Dr. Christian Rosenkranz, Fachverbandsvorsitzender im Bereich Batterien des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI).

Diverse Batterietechnologien für die EU-Klimaziele einsetzen

Da es nicht die eine Batterietechnologie für alle Anwendungen gibt, ist es laut Dr. Rosenkranz zudem wichtig, dass insbesondere die Vielfalt an innovativen Batterietechnologien in Deutschland gestärkt wird. So benötigen zum Beispiel Sensoren für die Industrie 4.0 nicht-wiederaufladbare Batterien. Wohingegen Lithium-Ionen-Batterien wie auch Bleibatterien unter anderem Strom aus regenerativen Energiequellen speichern können. Sie tragen so erheblich dazu bei, dass dezentral erzeugter, regenerativer Strom dann genutzt werden kann, wenn er gebraucht wird. Im Hinblick auf das Stromnetz bedeutet eine Speicherung am Erzeugungsort oder in unmittelbarer Nähe vor allem eine Entlastung des Netzes.

Weiter verbessern lassen sich die Potenziale dezentraler Speicherung in intelligenten Stromnetzen, etwa einem Smart-Grid, oder mithilfe intelligenter Messsysteme, die es ermöglichen, Energiebedarf und -erzeugung besser aufeinander abzustimmen. Zukünftig können auch weitere Zelltechnologien an Bedeutung gewinnen.

Der wichtigste Wachstumstreiber bei Batteriezellen ist derzeit die Elektromobilität. „Würden zukünftig die Akkus für in Europa produzierte Elektrofahrzeuge beispielsweise in Asien oder den USA gebaut, nähme der europäische Wertschöpfungsanteil an jedem Fahrzeug erheblich ab. Deshalb müssen wir in Deutschland und Europa jetzt unsere technologische Souveränität wahren. Hierzu bedarf es förderlicher Rahmenbedingungen, unter anderem Unterstützung bei den immensen Investitionskosten, international wettbewerbsfähige Energiepreise, eine stabile Energieversorgung und ausreichende Recyclingkapazitäten“, so Rosenkranz.

Deutscher Batteriemarkt setzt starkes Wachstum fort

Der deutsche Batteriemarkt ist im vergangenen Jahr insgesamt um kräftige 62 Prozent auf zuletzt 16,34 Milliarden Euro gestiegen. Lithium-Ionen-Batterien hatten mit einem Umsatz von 11,63 Milliarden Euro den größten Anteil am Markt. Das Segment wuchs abermals kräftig um 92 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, so Christian Eckert, ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer Batterien.

Vor allem das hohe Wachstum der Importe von Batteriezellen nach Deutschland habe das Marktvolumen bei Lithium-Ionen-Batterien in diesem Maße erhöht. Im Jahr 2022 haben die Importe mit 16,9 Milliarden Euro einen Rekord erreicht – plus 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rund 80 Prozent der Importe entfallen auf Lithium-Batterien. Bedeutendster Lieferant war China mit einem Importvolumen von 5,6 Milliarden Euro vor Polen mit einem Importvolumen von 3,9 Milliarden Euro. Der Markt für Bleibatterien sank um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf knapp eine Milliarde Euro.

Laut Christian Eckert ist Deutschland in der EU der wichtigste Produzent von Batterien, vor allem von Bleibatterien. „Aber auch bei der Lithium-Batterie-Produktion sind in Deutschland deutliche Steigerungen zu sehen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs in 2022 hierzulande die Produktion von Lithium-Batterien um 44 Prozent, so Eckert.

Ausruhen? Besser nicht. Damit Europa bei der Batterieproduktion nicht abgehängt wird, muss das Produktionsvolumen folglich weiter hochgefahren werden. Das kostet allerdings.

Quelle: Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) – Pressemitteilung vom 1.06.2023

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.
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Norbert Seebach:

Damit Europa bei der Batterieproduktion nicht abgehängt wird, muss das Produktionsvolumen folglich weiter hochgefahren werden
Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres: Europa, insbesondere D als „Autoland“ ist ja wohl längst gnadenlos abgehängt. Selbst eine eigene Batterieproduktion, die jetzt an vielen Standorten in der EU aus dem Boden gestampft werden soll, ist weitgehend abhängig von Rohstoffen, auf die China sich bereits vor vielen Jahren ein quasi Weltmonopol gesichert hat. D hinkt hier vollkommen abgeschlagen ca. 20Jahre hinterher. Zu verdanken ist dies im übrigen denselben als „technologieoffen“ verbrämten Fossilknechten und Fortschrittsverhinderern in der Politik,Mineralöllobby und Medien, die aktuell die Schwachsinns-Diskussion um E-Fuels für Kfz losgetreten haben.

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