Mercedes-Benz beschleunigt seine KI-Offensive

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Mercedes-Benz

Michael Neißendorfer
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Mercedes-Benz ist neues Mitglied der Innovationsplattform IPAI in Heilbronn. Mit dem Beitritt will das Unternehmen den verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Industrie vorantreiben, Innovationen beschleunigen und den Technologiestandort Europa stärken. Die Plattform bringt Experten zum strategischen Austausch zusammen, um gemeinsam Standards zu entwickeln, Free and Open Source Software effektiver zu nutzen und regulatorische Prozesse zu vereinfachen.

„Künstliche Intelligenz durchdringt alle Bereiche und verändert grundlegend, wie wir bei Mercedes-Benz denken, entwickeln und wirtschaften. Wir wollen KI nicht punktuell, sondern als strategischen Hebel für nachhaltige Wertschöpfung nutzen. Mit Partnern wie IPAI holen wir uns Impulse von außen und bringen uns aktiv in ein leistungsfähiges Netzwerk für einen starken Technologiestandort Europa ein“, erklärt Katrin Lehmann, Chief Information Officer der Mercedes-Benz Group AG.

Mercedes-Benz bringt seine Erfahrung in der Entwicklung und Anwendung von KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette in das Ökosystem von IPAI ein. Im Gegenzug will das Unternehmen Synergieeffekte aus der Zusammenarbeit für die eigene KI-Adaption nutzen – etwa im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.

„Wir freuen uns über den Beitritt von Mercedes-Benz. Er unterstreicht die Relevanz von IPAI als Motor für angewandte KI in Europa. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, müssen wir europäische Ressourcen bündeln. Mercedes-Benz bringt wertvolle Anwendungsexpertise ein. Gemeinsam schaffen wir die notwendige Infrastruktur und Standards für eine vertrauenswürdige, wettbewerbsfähige KI ‚Made in Europe‘“, kommentiert Moritz Gräter, CEO von IPAI.

Konkrete Ergebnisse könnten beispielsweise im Qualitätsmanagement der AMG-Motorenproduktion oder im Mercedes-Benz Digital Factory Campus in Berlin angewandt werden, wo smarte Technologien für den Einsatz im globalen Produktionsnetzwerk entwickelt werden. Die Mitgliedschaft bei IPAI bietet zudem die Möglichkeit, Zukunftsszenarien wie das Verhalten von Fahrzeugen in einer vernetzten Smart City zu erforschen und innovative Lösungen zu entwickeln. Mercedes-Benz will durch den Einsatz von KI das Fahrerlebnis weiter verbessern, die Sicherheit erhöhen und einen Beitrag zur Gestaltung der Mobilität der Zukunft leisten.

So integriert Mercedes-Benz KI im Unternehmen

Mercedes-Benz setzt KI mit Use Cases bereits entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein – von Entwicklung, Einkauf und Produktion bis hin zu Vertrieb, Aftersales und IT sowie im Büroalltag der Mitarbeitenden. Dafür betrachtet das Unternehmen seine Geschäftsprozesse end-to-end und prüft den Einsatz von KI systematisch auf strategische Relevanz und den Return on Investment. Skaliert werde dort, wo echter Mehrwert entstehe, so Mercedes-Benz.

KI-basierte Copiloten unterstützen beispielsweise bei Beschaffungsprozessen im Einkauf, bei der Erstellung von Testfällen in der Entwicklung oder bei der Schadenserkennung in den Werkstätten. Für das Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz werden maßgeschneiderte KI-Lösungen entwickelt, die von den Mitarbeitenden intuitiv genutzt werden können. Durch die Automatisierung von Abläufen, effektives Wissensmanagement und eine cloudbasierte Datenanalyse soll die Effizienz und Qualität von Fertigungsprozessen gesteigert werden. Eine interne KI-Web-Applikation unterstützt alle Mitarbeitenden im Büroalltag und dient als zentrale Plattform für abteilungsübergreifende Informationen und Chatbots.

KI-Technologie fungiere bei Mercedes-Benz als Copilot. Sie übernimmt demnach Routinetätigkeiten, soll Raum für Kreativität schaffen und Effizienz wie auch Qualität erhöhen. Mit 360 Grad-Lernangeboten und einer aktiven KI-Community will Mercedes-Benz seine Mitarbeitenden befähigen, KI sicher und selbstbestimmt zu nutzen. Bereits in diesem Jahr habe das Unternehmen die tägliche KI-Nutzungsrate in der Belegschaft verdoppelt. Ziel ist es, die Nutzungsrate bis Ende 2025 an die 50 Prozent-Marke heranzuführen.

„Bei Mercedes-Benz wollen wir das maximale Potenzial von KI als Transformationsturbo ausschöpfen. Wir schaffen umfassenden Zugang zu KI-Technologien für unsere Mitarbeitenden und setzen auf skalierbare Anwendungsfälle, die unsere Produktivität steigern und das Kundenerlebnis weiter verbessern“, sagt Daniel Eitler, Chief Data und AI Officer der Mercedes-Benz Group AG.

Ein KI-Kompetenzzentrum agiert als konzernweite Steuerzentrale. Es unterstützt alle Bereiche mit standardisierten Technologien, Plattformen und Services, entwickelt die IT-Infrastruktur weiter und fördert die Integration von KI in Prozesse und Produkte. Ein wichtiger Baustein ist demnach der „Agent Garden“, eine Multi-Cloud-Plattform, die den Zugriff und das Teilen von KI-Agenten über verschiedene Clouds hinweg vereinfachen soll und es allen Mitarbeitenden ermögliche, KI-Anwendungen schnell und regelkonform zu nutzen. Um der rasanten Entwicklung der Technologie Rechnung zu tragen, wurde die Implementierungszeit für neue KI-Modelle auf fünf Wochen bei fünf Tagen Testing verkürzt (Model-Intake-Prozess). Leitplanken sollen eine verpflichtende, risikobasierte Governance und klare KI-Prinzipien bieten, die den verantwortungsvollen Einsatz der Technologie sicherstellen.

Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 01.12.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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