Deutschland steuert auf 600.000 E-Autos im Jahr 2025 zu

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Sebastian Henßler
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Europa durchläuft einen deutlichen Wandel im Automarkt, und die Daten von Automobil-Analyst Matthias Schmidt beschreiben die Entwicklung präzise. Seine Auswertung umfasst die ersten zehn Monate des Jahres 2025 der westeuropäischen Länder. Das Bild wirkt komplex, aber die Daten machen die unterschiedlichen Ausgangslagen deutlich und geben einen genauen Einblick in das Tempo der Elektrifizierung.

Deutschland spielt wieder eine zentrale Rolle beim Absatz reiner Elektroautos. Der Anteil am west­europäischen Gesamtmarkt liegt bei 22,3 Prozent. Gleichzeitig steigt die Zahl der Neuzulassungen bis Ende Oktober auf gut 434.000. Damit liegt der Wert deutlich über dem Niveau des Vereinigten Königreichs und Frankreichs. Schmidt erwartet, dass Deutschland bis zum Jahresende knapp 600.000 Stromer erreichen könnte. Dieser Bereich entspräche einem neuen Höchststand, nachdem der Markt im vergangenen Jahr spürbar schwächer ausfiel. Die Oktoberzahlen bestätigen den Aufwärtstrend. Mit knapp 52.500 neuen Elektroautos liegt der Monat 47,7 Prozent über dem Vorjahr.

Das Vereinigte Königreich bleibt ebenfalls stark. Der Markt kommt im Zehnmonatszeitraum auf mehr als 386.000 neue Stromer und erreicht einen Anteil von 22,4 Prozent. Das Wachstum fällt etwas moderater aus als in Deutschland, bleibt aber klar positiv. Frankreich erreicht mehr als 251.000 neue Elektroautos im gleichen Zeitraum und hält damit einen Anteil von 18,9 Prozent. Der deutliche Zuwachs im Oktober zeigt, dass das Sozialleasing als politische Maßnahme eine wichtige Rolle einnimmt. Mit der Wiederaufnahme dieses Programms im Herbst steigt die Nachfrage spürbar. Der Oktober kommt auf ein Wachstum von 65,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Mitteleuropäische Märkte stabilisieren das Gesamtbild

Belgien, die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Schweden bilden eine Gruppe mit stabilen Werten und teils kräftigen Wachstumsraten. Die Niederlande registrieren im laufenden Jahr gut 108.000 Elektroautos. Der Marktanteil erreicht 35,4 Prozent. Das Land entwickelt sich damit weiterhin kontrolliert und konstant. Belgien steigt im Jahresverlauf auf mehr als 120.000 Zulassungen und erreicht 33,7 Prozent.

Dänemark liefert einen besonders klaren Trend. Im Oktober erhöht sich die Zahl der Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahr um 29,1 Prozent. Die ersten zehn Monate des Jahres summieren sich auf knapp 100.000 Elektroautos. Der Marktanteil liegt bei 66,5 Prozent. Der hohe Wert erklärt sich durch steuerliche Vorteile, die in den vergangenen Jahren stabil blieben. Schmidt betont in seiner Analyse, dass Dänemark weiterhin darauf zusteuert, rund 70 Prozent seines Neuwagenmarktes elektrifiziert abzubilden.

Schweden zeigt einen konstanten Verlauf. Bis Ende Oktober verzeichnet das Land knapp 81.000 Elektroautos und einen Marktanteil von 35,5 Prozent. Die Schweiz verbessert sich ebenfalls und kommt auf fast 40.000 Zulassungen. Der Marktanteil steigt auf 21,3 Prozent. Österreich erreicht im selben Zeitraum gut 51.000 Stromer und erzielt einen Anteil von 21,4 Prozent. Diese Gruppe trägt erheblich zur Gesamtentwicklung in Westeuropa bei, auch wenn die Dynamik nicht überall gleich ausfällt.

Norwegen bleibt der Markt mit dem höchsten Anteil. Seit Jahren dominieren Elektroautos dort das Geschehen. Im laufenden Jahr erreicht das Land mehr als 119.000 Zulassungen und hält damit einen Anteil von 95,2 Prozent. Der Oktober liegt nahezu auf Vorjahresniveau. Das geringe monatliche Wachstum erklärt sich durch den hohen Ausgangswert, der kaum noch Spielraum nach oben bietet. Norwegen zeigt damit weiterhin, wohin andere Märkte langfristig steuern könnten, sobald steuerliche Privilegien und Kaufanreize langfristig und stabil wirken.

Südliche Märkte bleiben deutlich unter dem europäischen Durchschnitt

Südeuropa entwickelt sich langsamer. Italien, Spanien, Portugal und Griechenland bleiben unter der Marke von zehn Prozent Marktanteil, wenn man den regionalen Durchschnitt betrachtet. Italien erreicht knapp 68.000 Zulassungen. Der Marktanteil liegt bei 5,2 Prozent und steigt damit leicht gegenüber dem Vorjahr. Der Oktober erhöht sich ebenfalls, bleibt aber auf einem niedrigen Niveau. Die strukturellen Rahmenbedingungen erschweren ein schnelleres Wachstum, was in den Daten klar sichtbar ist.

Spanien verzeichnet ein deutlich höheres Wachstum. Die Zahl von mehr als 81.000 Elektroautos im Zehnmonatszeitraum entspricht einer Steigerung von 89,8 Prozent. Der Marktanteil erreicht 8,5 Prozent. Förderprogramme und spezielle Hilfen für Regionen, die 2024 durch Überschwemmungen betroffen waren, verstärken diesen Trend. Spanien schiebt sich damit innerhalb Südeuropas nach vorn, bleibt aber weiterhin klar unter dem Niveau der nördlichen und mitteleuropäischen Märkte.

Portugal entwickelt sich stabiler. Das Land erreicht mehr als 41.000 Zulassungen und hält damit einen Anteil von 22 Prozent. Griechenland kommt auf knapp 7000 Elektroautos und bleibt mit einem Anteil von 5,7 Prozent im unteren Bereich. Luxemburg verliert leicht an Dynamik, während Island bei geringem Marktvolumen stark zunimmt. Die regionalen Unterschiede bleiben deutlich.

Für Westeuropa ergibt sich bis Ende Oktober ein Gesamtwert von knapp 1,95 Millionen Elektroautos. Der Marktanteil liegt bei 19,9 Prozent und steigt damit gegenüber dem Vorjahr um 25,5 Prozent. Die Daten zeigen, dass die Entwicklung stabil verläuft, auch wenn die nationalen Unterschiede groß bleiben. Länder mit klaren Programmen oder langjähriger Förderstruktur wachsen schneller. Regionen mit geringerer Unterstützung folgen in einem eigenen Tempo.

Quelle: Matthias Schmidt – Industry data / Schmidt Automotive Research / The European Electric Car Study

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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