China: Teslas Absatz fällt im Oktober auf Dreijahrestief

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Tesla | Symbolbild

Tobias Stahl
Tobias Stahl
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Im Oktober hat Tesla in China lediglich gut 26.000 neue Fahrzeuge abgesetzt – das ist der niedrigste Stand seit drei Jahren für den US-Elektroautobauer. Die Nachfrage auf dem weltweit größten Fahrzeugmarkt gilt aktuell insgesamt als schwach. Teslas Anteil am chinesischen E-Auto-Markt schrumpfte im Oktober auf nur noch 3,2 Prozent, nachdem der Wert im September noch bei 8,7 Prozent gelegen hatte. Auch hier erreichte Tesla somit den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren.

Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum gingen Teslas Verkäufe um 35,8 Prozent zurück. Im September hatte der Hersteller noch mehr als 71.500 Fahrzeuge in China absetzen können. Ebenfalls im September startete Tesla die Auslieferung des Model Y L, einer bisher nur in China erhältlichen Version des Elektro-SUV mit längerem Radstand und sechs Sitzen. China ist nach den USA der zweitwichtigste Markt für den Hersteller, der angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz durch Unternehmen wie Xiaomi oder BYD zunehmend in Bedrängnis gerät.

Gleichzeitig stiegen Teslas Exporte von in China hergestellten Fahrzeugen im Oktober auf ein Zweijahreshoch: 35.491 Einheiten wurden in China produziert und anschließend exportiert, wie aus Daten der China Passenger Car Association hervorgeht.

Auch in nordischen Ländern: Tesla verliert in Europa weiterhin an Boden

Auch in Europa war der Oktober für Tesla ein schwieriger Monat: Die Verkaufszahlen gingen in mehreren wichtigen Märkten weiter zurück, darunter Spanien, die Niederlande und die nordischen Länder. Noch im September hatte Tesla in einer Reihe europäischer Märkte einen Anstieg der Verkaufszahlen verzeichnet, nachdem diese auch aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch neuere E-Auto-Modelle fast das ganze Jahr über rückläufig waren. Teslas Modellpalette gilt – trotz zuletzt mehrerer Auffrischungen – weiterhin als überaltert.

Laut lokalen Branchendaten gingen Teslas Neuzulassungen im Oktober in Schweden um 89 Prozent zurück, in Dänemark um 86 Prozent, in Norwegen um 50 Prozent und in den Niederlanden um 48 Prozent. In Spanien sank der Absatz im Oktober um 31 Prozent, während der branchenweite Absatz von vollelektrischen Pkw und Plug-in-Hybriden dort um 119 Prozent stieg. In Frankreich verzeichnete Tesla indes den zweiten Monat in Folge einen leichten Anstieg der Verkaufszahlen.

Der Absatzrückgang in Norwegen folgte auf ein mehrmonatiges Wachstum. In Norwegen sind seit geraumer Zeit fast alle verkauften Neuwagen Elektroautos oder Plug-in-Hybride, Tesla bleibt dabei weiterhin der meistverkaufte Hersteller des Landes.

In Deutschland wird Tesla nach unten durchgereicht

In Deutschland war das Tesla Model Y 2023 und 2024 das meistverkaufte E-Auto – im laufenden Jahr ist der Stromer jedoch auf Rang 10 abgerutscht. Von Januar bis Ende Oktober sanken die Auslieferungszahlen des Herstellers in Deutschland um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, der Marktanteil schrumpfte auf 0,7 Prozent. Im Oktober lieferte Tesla nur noch 750 Autos in Deutschland aus, 54 Prozent weniger als im Oktober 2024. Der E-Auto-Gesamtmarkt wuchs hierzulande hingegen um 48 Prozent.

Mit Blick auf ganz Europa gingen Teslas Verkaufszahlen bis einschließlich September um 28,5 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum zurück. Neben der zunehmenden Konkurrenz hat Tesla in Europa auch mit Gegenreaktionen zahlreicher Verbraucher aufgrund der politischen Kapriolen des Unternehmenschefs Elon Musk zu kämpfen. Musk hatte Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Jahr massiv finanziell unterstützt und sich in einigen europäischen Ländern für rechtspopulistische Parteien stark gemacht, darunter auch in Deutschland.

Trotz US-Rekordumsatz im dritten Quartal: Teslas Gewinn bleibt hinter den Erwartungen zurück

Für Teslas US-Geschäft im Oktober liegen bislang keine konkrete Zahlen vor. Für das dritte Quartal meldete Tesla allerdings einen Rekordumsatz und übertraf damit die Erwartungen der Wall-Street-Analysten. Grund dafür war das Auslaufen der US-Steuergutschrift für den Kauf von Elektrofahrzeugen zum 30. September, von der zahlreiche Käufer noch profitieren wollten. Für das gesamte Quartal meldete Tesla einen Umsatz von 28,1 Milliarden US-Dollar, während Analysten laut Daten von LSEG im Durchschnitt mit 26,37 Milliarden US-Dollar gerechnet hatten. Der Hersteller meldete eine Bruttomarge von 18 Prozent.

Gleichzeitig blieb Teslas Gewinn jedoch den Erwartungen der Analysten zurück. Einem Reuters-Bericht zufolge sei das teilweise auf Zoll- und Forschungskosten sowie auf einen Rückgang der Einnahmen aus dem Handel mit Emissionszertifikaten zurückzuführen. Die Einnahmen aus dem Emissionshandel, der für Tesla als reinen E-Autobauer bislang sehr lukrativ war, dürften aufgrund der jüngsten Gesetzgebung der Trump-Regierung voraussichtlich weiter zurückgehen. Marktbeobachter erwarten, dass die Nachfrage nach Tesla-Fahrzeugen und den E-Fahrzeugen anderer Hersteller im Laufe des Jahres ohne die Steuergutschriften ebenfalls weiter zurückgehen wird.

Tesla-Finanzvorstand: Trumps Importzölle kosten im dritten Quartal 400 Millionen Dollar

Neben dem Wegfall der Steuergutschriften und dem Rückgang beim Emissionshandel hat Tesla auch mit den von der Trump-Regierung verhängten Zöllen auf Autoteileimporte zu kämpfen, die den Elektroautobauer laut Finanzvorstand Vaibhav Taneja im dritten Quartal mehr als 400 Millionen Dollar gekostet haben. Tesla meldete außerdem einen Anstieg der Betriebskosten um 50 Prozent, was auf KI- und andere Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie auf einen Anstieg der aktienbasierten Vergütung zurückzuführen sei. In einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen sagte Taneja, dass die Investitionsausgaben auch im Jahr 2026 erheblich steigen würden.

„Tesla hat genau die richtige Menge an guten und schlechten Nachrichten serviert, um sowohl seine Fans zu besänftigen als auch seinen Kritikern genügend Argumente zu liefern“, so Shawn Campbell, Berater bei Camelthorn Investments, gegenüber Reuters. „Dieser Gewinnbericht wird niemanden in seiner Meinung über Tesla umstimmen.“

Als Antwort auf den Nachfragerückgang hat Tesla Anfang Oktober kostengünstigere „Standard“-Varianten des Model Y und Model 3 eingeführt, bei denen eine Vielzahl von Premium- und Grundausstattungsmerkmalen wegfallen. Die Modelle sind somit um etwa 5000 bis 5500 US-Dollar günstiger zu haben.

Darüber hinaus gab Tesla bekannt, dass das Unternehmen auf dem besten Weg sei, 2026 mit der Serienproduktion seines Robotaxis Cybercab, des Elektro-Lkw Semi und der Megapack-3-Batterie zu beginnen. Auch Teslas Energiegeschäft entwickelte sich positiv, das Unternehmen meldete einen Anstieg der Speicherkapazitäten um 81 Prozent im dritten Quartal.

Quellen: Reuters – Tesla’s China sales fall to 3-year low amid tepid demand / Reuters – Tesla sales resume fall in European markets in October / Reuters – Tesla profit falls short despite record sales, hit by higher costs and fading credits / Watson – Tesla kollabiert in Deutschland

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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